Es grünt in der Teilökonomie
Tipps Teilen ist trendig. Ob Ferienhäuser, Autos oder Arbeitskräfte – alles via Internet.
Über den Boom redet Manuel Grenacher im Interview. Er wurde dieses Jahr mit dem SwissICT-Award als bester Newcomer geehrt. Teilen ist trendig. Ob Ferienhäuser, Autos oder Arbeitskräfte – alles via Internet. Über den Boom redet Manuel Grenacher im Interview. Er wurde dieses Jahr mit dem SwissICT-Award als bester Newcomer geehrt.
Manuel Grenacher, Gründer und CEO von MILA und coresystems
Die Sharing Economy gilt als cool und boomt: Eine Plattform nach der anderen spriesst aus dem Boden des Web. Dort teilen urbane Menschen materielle und immaterielle Güter. Dieser blühende Wirtschaftszweig weckte das Interesse der Grosskonzerne. Diese entwickeln und beteiligen sich vermehrt an den virtuellen Tauschbörsen.
Manuel Grenacher, was bedeutet Sharing Economy?
Das ist ein Geschäft, bei dem ein Konsument mit dem anderen teilt. Dabei wird der Zwischenhandel ausgeschaltet. Via Sharing-Plattformen werden Dienstleistungen und Dinge angeboten, ausgeliehen, vermietet und gemietet. Ganz so neu ist das nicht: Geteilt haben die Menschen auch schon früher.
Also ist Teilen kein neues Geschäftsmodell?
Damals wurde off-, heute wird online geteilt. Die Sharing Economy ist ein wieder aufgegriffenes und digitalisiertes Geschäftsmodell. Es ist volksnah und die Leute finden es gut. Durch das Internet, die Tablets und das Smartphone können auf diese Angebote jederzeit und überall zugegriffen werden. Das ist neu und darauf basiert der Erfolg.
Welche Güter werden gehandelt?
Die vielfältige Auswahl reicht vom Auto über das Feriendomizil bis hin zur Gartenarbeit.
Wer nutzt diese Möglichkeit?
Mehrheitlich nutzen junge, gut ausgebildete und ausreichend verdienende Menschen, die in Städten wohnen, dieses Angebot. Auf dem Land wird das Teilen per Cyberspace nicht so häufig praktiziert. Trends bahnen sich meist in einem städtischen Umfeld an.
Woher stammt dieser Trend?
Amerikanische Startups, beispielsweise Airbnb aus San Francisco, initiierten ihn. Auf dieser Plattform teilen sich Leute weltweit Wohnraum. Benötige ich eine Übernachtungsmöglichkeit, werde ich dort fündig. Bei Getaround werden Privatautos angeboten und auf TaskRabbit suche ich jemanden, der mir beim Bewältigen alltäglicher Aufgaben hilft. Das Teilen passt zur mitteilsamen Welt der Social Media. Und die heutige Technik sorgte für die virale Verbreitung. Beides zusammen führte zu einer rasanten Entwicklung der Sharing Economy.
Wie funktioniert das Prinzip?
Jeder und jede kann kostenlos sein Angebot publizieren. Bei einem erfolgreichen Abschluss bekommt der Betreiber der Plattform eine Gebühr: 10–20 Prozent des Umsatzes. Meistens begleicht der Anbieter diesen Betrag. Die Anbieter und ihre Angebote werden von den Konsumenten beurteilt. Sie geben Ratings ab und teilen Erlebnisse das wirkt echt und fördert das Vertrauen.
Warum teilen die Leute auf diese Weise?
Es ist trendig und cool. Die online Vermittlung ist einfach, günstig, schnell und transparent. Weshalb sollen sie für etwas mehr bezahlen, wenn sie es für weniger leihen können. Zudem bringt es dem Anbieter einen zusätzlichen Verdienst. Alle profitieren davon. Teilen ist quasi das zeitgemässe Besitzen. Vor allem bei grösseren Anschaffungen tendieren die Städter zum Teilen.
Welche Vorteile bietet das Teilen?
Sharing Economy belebt den Markt. Es stärkt die lokale Wirtschaft – die Kleinstanbieter, also KMU mit einem bis vier Mitarbeitenden. Diese können kostengünstig und breit auf ihr Talent aufmerksam machen. Das ist vorteilhaft für die Gesellschaft und die Sozialausgaben, denn die Unternehmen bauen kontinuierlich Stellen ab. Kommt hinzu, dass man dabei andere Leute kennenlernt. Ausserdem ist das Preisspektrum vielfältig.
Beteiligen sich Unternehmen an der Sharing Economy?
Ja. Zum Beispiel lancierten BMW und Sixt mit DriveNow ein Carsharing-Angebot. Google investierte rund 250 Millionen US-Dollar in Uber: Mit einer App können Autos mitsamt einem Fahrer gemietet werden.
Was passiert auf dem Schweizer Markt?
Seit Jahren ist Mobility aktiv, eine Car-Sharing-Genossenschaft. Auf BringBee kann jemand gefunden werden, der die Einkäufe erledigt und anschliessend vorbeibringt. Sharely, eine Vermiet- und Mietplattform für Alltagsgegenstände, wird in Kürze starten. In der Schweiz bewegt sich viel.
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